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Denn alle tragen Schuld

Roman

Erschienen am 10.12.2007
7,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442368365
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 18.3 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Schon Agatha Christie wusste: In jedem Paradies gibt es Schlangen Seit Agatha Christie hat niemand mehr so scharf hinter die idyllischen Spitzengardinen und in die menschlichen Abgründe geschaut! Ein atmosphärisch dichtes, abgründiges Krimidebüt aus Kanada. »Und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.« Die pensionierte Lehrerin Jane Neal stirbt durch den Pfeil einer Armbrust. Der gewaltsame Tod der liebenswerten Malerin in den Wäldern Kanadas schockiert das ganze Dorf. Nach und nach entdeckt Inspector Gamache von der Sûreté du Québec, dass hinter den idyllischen Spitzengardinen von Three Pines ein mörderischer Kosmos aus Neid und Habgier liegt. Und Jane? Was hat die alte Dame bei ihrer gnadenlosen Betrachtung der menschlichen Schwächen entdeckt, das jemand zu einem heimtückischen Mord trieb. Ausgezeichnet mit dem renommierten Dagger-Award!

Autorenportrait

Louise Penny, in Toronto geboren, arbeitete als Rundfunkjournalistin in allen Regionen Kanadas. »Denn alle tragen Schuld«, ihr erster Roman, wurde weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, u. a. erhielt sie den begehrten »Debut Dagger Award« der britischen Crime Writers' Association. Ihre Inspector-Gamache-Krimis werden mit den besten Romanen von PD James und Elizabeth George verglichen. Inzwischen lebt und arbeitet Louise Penny in Sutton bei Québec.

Leseprobe

1 Jane Neal segnete im Frühnebel des Sonntags vor Thanksgiving das Zeitliche. Ihr Ableben kam für alle überraschend. Niemand würde behaupten wollen, Miss Neal wäre eines natürlichen Todes gestorben, es sei denn, man vertrat die Ansicht, dass alles im Leben vorherbestimmt war. Dann hatte Jane Neal sechsundsiebzig Jahre lang auf diesen Moment hingelebt, in dem sie zwischen den bunten Ahornbäumen am Rande von Three Pines ihren letzten Atemzug tat. Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag sie in dem farbenprächtigen, raschelnden Laub, so als hätte sie gerade Engelchen flieg gespielt. Chief Inspector Armand Gamache von der Sûreté du Quebec kniete sich neben sie und dabei knackten seine Knie so laut wie ein Gewehrschuss. Seine großen, kräftigen Hände schwebten über dem kleinen Blutfleck, der ihre flauschige Strickjacke verunzierte, als könne er wie durch Zauberei die Wunde zum Verschwinden bringen und die Frau zum Leben erwecken. Aber das konnte er nicht. Magie gehörte nicht zu seinen Gaben. Dafür besaß er andere. Der Geruch von Mottenkugeln, der ihn an seine Großmutter erinnerte, stieg ihm in die Nase. Janes sanfte und freundliche Augen starrten ihn an, als sei sie erstaunt, ihn zu sehen. Er jedenfalls war überrascht, sie zu sehen. Das war sein kleines Geheimnis. Nicht dass er sie vorher schon einmal zu Gesicht bekommen hätte. Nein, sein kleines Geheimnis bestand darin, dass ihn mit Mitte fünfzig, auf dem Höhepunkt einer langen und inzwischen offenbar zum Stillstand gekommenen Laufbahn, ein gewaltsamer Tod noch immer überraschte. Was ungewöhnlich war für den Leiter der Mordkommission und vielleicht einer der Gründe, warum er in der von Zynismus geprägten Welt der Sûreté nicht weiter nach oben gelangte. Gamache hoffte stets, dass jemand vielleicht etwas missverstanden hatte und es gar keine Leiche gab. Aber bei der schon starren Miss Neal war ein Irrtum ausgeschlossen. Gestützt von Inspector Beauvoir erhob er sich, knöpfte zum Schutz gegen die Oktoberkälte seinen gefütterten Burberry zu und wunderte sich. Einige Tage zuvor hatte sich schon jemand über Jane Neal gewundert, aber in einem ganz anderen Zusammenhang. Sie hatte sich mit ihrer Freundin und unmittelbaren Nachbarin Clara Morrow zum Kaffee im Bistro des Dorfes verabredet. Clara saß am Fenster und wartete. Geduld gehörte nicht gerade zu ihren Stärken, und ihre Ungeduld, zusammen mit dem Café au lait, machte sie nervös. Leise mit den Fingern auf die Tischplatte trommelnd sah Clara aus dem zweiflügeligen Fenster auf den Dorfanger und die alten Häuser und Ahornbäume, die ihn säumten. Die Bäume, deren Laub atemberaubende Rot- und Goldtöne angenommen hatte, waren im Grunde das Einzige, was sich in diesem ehrwürdigen Dorf jemals veränderte. Sie beobachtete einen Pick-up, der mit einer wunderschön gesprenkelten Dammhirschkuh auf der Motorhaube auf der Rue du Moulin ins Dorf fuhr. Langsam umkreiste er den Dorfanger und zwang die Fußgänger innezuhalten. Es war Jagdsaison, und sie befanden sich in einem Jagdgebiet, wobei Jäger wie dieser zumeist aus Montreal oder einer anderen großen Stadt kamen. Sie mieteten einen Pick-up und polterten in der Morgen- und Abenddämmerung auf der Suche nach Wild wie Nilpferde zur Fressenszeit über die Feldwege. Wenn sie dann einen Hirschen erblickten, stiegen sie auf die Bremse, sprangen aus dem Wagen und ballerten los. Nicht alle Jäger waren so, das wusste Clara, aber es waren genug. Und genau diese Jäger banden ihre Beute dann auf der Motorhaube des Trucks fest und fuhren in der Gegend herum, überzeugt, dass das tote Tier auf dem Wagen Kunde davon gab, was für Helden sie waren. Jedes Jahr erlegten diese Jäger Kühe und Pferde und Haustiere und andere Jäger. Und manchmal, man mochte es kaum glauben, erschossen sie sich auch selbst, möglicherweise in einem Anfall von Wahnsinn, in dem sie sich mit dem Sonntagsbraten verwechselten. Ein kluger Mensch hatte einmal gesagt, manchen Jägern - nicht allen, aber doch einigen - falle es schwer, eine Kie Leseprobe

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